Geschrieben von Michaela Zechner
Physiotherapeutin
Meist wird vermutet, dass Inkontinenz (der ungewollte Verlust von Harn, Stuhl oder Winden) ein Problem des alten Menschen ist. Eines über das man nicht sprechen möchte. Häufig sind jedoch schon junge Sportlerinnen von Harninkontinenz betroffen und hier ist das Tabu noch größer. Es ist Zeit das Schweigen zu brechen!
Verbreitung der Erkrankung
Studien zeigen, dass die Prävalenz bei noch nie gebärenden Athletinnen bei bis zu 80% liegt. Vor allem high-impact Sportarten, kompositorische Sportarten (z.B. rhythmische Gymnastik oder Trampolinspringen) und Leichtathletik weisen eine hohe Betroffenenanzahl auf. Auch nach Beendigung der aktiven Karriere berichten bis zu 76% der Sportlerinnen von anhaltender Harninkontinenz. Das Mangelnde Wissen der betroffenen Athletinnen über den Beckenboden, seine Funktion und dessen bewusste Ansteuerung ist besonders auffällig. Die Wissenschaft zeigt, dass allein die adäquate Aufklärungsarbeit die Harninkontinenzrate um 57% senken kann.
Wie sieht die Therapie bei Harninkontinenz aus?
PhysiotherapeutInnen arbeiten an Kraft, Koordination und motorische Kontrolle des myofaszialen System Beckenboden und der angrenzenden synergistischen Körpersystemen der Rumpfkapsel. Die spezifische Belastungsfaktoren werden analysiert und mit Hilfe von beispielsweise spezifischen Atemtechniken, Managementstrategien oder Haltungskontrollübungen minimiert. Im Fokus stehen zu hohe intraabdominelle Drücke und externe Belastungen. Der Therapieplan wird anhand eines genauen physiotherapeutischen Befundes individuell und evidenzbasiert erstellt. Durch eine gezielte Therapie kann den Athletinnen die Kontinenzstörung positiv beeinflusst, die Lebensqualität gesteigert und die sportliche Leistung dadurch verbessert werden. Dabei ist Motivation und eine interprofessionelle Zusammenarbeit wichtige Voraussetzungen für eine hohe Therapieadhärenz.