Geschrieben von Michaela Zechner
Physiotherapeutin
Das kleine Steißbein und seine großen Tücken
Manchmal kann man gar nicht so schnell schauen, schon rutscht man auf einer Eisplatte oder im Schwimmbad aus und landet auf seinem Gesäß. Ist das Steißbein verletzt, tut das oft noch einige Wochen weh und manchmal spürt man die Folgen sogar noch länger.
Kleines Bein mit großer Bedeutung
Das Steißbein ist das untere Ende der Wirbelsäule, unsere übrig gebliebene Schwanzspitze. Auch wenn der Knochen klein und unbedeutend wirkt, ist er durchaus einflussreich. Es ist verbunden mit dem Kreuzbein und hat somit eine Verbindung über die Wirbelsäule zum Kopf. Der Beckenboden setzt hier an, sowie die Aufhängung der Beckenorgane und andere Bandstrukturen des Beckens.
Die Folgen des Sturzes und ihre Behandlung
Beim Aufprall schießt eine Energie in den Körper und diese speichert sich oft im Gewebe ab. Diese kann, vor allem wenn sie über lange Zeit abgekapselt bestehen bleibt, zu Problemen führen. In der CranioSacralTherapie (CST), einer Behandlungsmethode in der Physiotherapie, wird dies eine Energiezyste genannt und behandelt. Spannungen im Knochen können durch Techniken der CST und der viszeralen Therapie gut und schnell abgebaut werden. Mit diesen Behandlungsformen kann auch zu Beginn der Heilungsphase begonnen werden, denn es ist eine sanfte manuelle Technik, bei der die Selbstheilungskräfte angeregt werden.
Durch einen Sturz verspannt sehr häufig die Muskulatur. Umliegend betrifft das vor allem den Beckenboden. Ein verspannter Beckenboden kann Inkontinenz begünstigen und führt oft zu Schmerzen im Beckenbereich. Zusätzlich wird die Entleerung erschwert, so kann es zu Verstopfungen oder einem schwachen bzw. unterbrochenen Harnstrahl mit Restharnbildung kommen. Daher ist eine Entspannung des Beckenbodens sehr wichtig. Meist benötigt es nach einem Trauma physiotherapeutische Techniken dazu. Aktives Entspannen des Beckenbodens erfordert eine gute Wahrnehmung für diesen. Daher ist es sinnvoll – auch ohne Beschwerden – diese mit regelmäßigem An- und Entspannen des Beckenbodens zu schulen. Spezialisierte Physiotherapeutinnen und -therapeuten helfen Ihnen sehr gerne dabei, die richtige Ansteuerung zu erlernen.
Wenn das Steißbein auf eine Seite verschoben oder nach vorne geknickt ist, hat dies auch eine Auswirkung auf die Organe und den Beckenboden. Vor allem bei Geburten und bei der Stuhlentleerung kann ein nach vorne gezogenes Steißbein Schwierigkeiten verursachen. Es gibt Techniken aus der viszeralen Therapie, die die Bänder und Muskeln von außen behandeln, die das Steißbein zu einer Seite ziehen. Ist es nach vorne gekrümmt, dann ist eine anale Behandlung zur Repositionierung die Therapie der Wahl.
Es kommt auch vor, dass nach einem Sturz aufs Steißbein Kopfschmerzen oder Schwindel auftreten. Dies kann daraus resultieren, dass sich die Spannung über das Kreuzbein und die dort ansetzende bindegewebige Hülle um das Rückenmark, die Dura, nach oben hin bis in den Schädel ausbreitet. Ein Schleudertrauma wäre eine andere Ursache. In beiden Fällen sind die Physiotherapie und die CST hervorragende Therapiemöglichkeiten.
Der Vorteil der Frau
Eine Prellung kann auch eine raumfordernde Schwellung auf der Innenseite des Kreuzbeines verursachen. Mit sanften vaginalen Pumptechniken am Steiß- und Kreuzbein, kann diese drainiert werden. Aktiv kann dies noch durch Beckenmobilisationsübungen und Umkehrstellungen (das Becken ist höher als der Brustkorb) unterstützt werden.
Der Beckenboden, sowie die eng mit ihm verbundenen Hüftmuskeln, können ebenso über vaginale Techniken optimal behandelt werden. Zu Hause kann die Behandlung mit einem leicht gebogenen Dildo oder Vibrator selbst weitergeführt werden.