Geschrieben von Cimarelli Angela
Der Beckenboden ist ein ebenso wichtiger wie empfindlicher Bereich: Er kann uns ein mehr als befriedigendes Sexualleben ermöglichen, uns aber auch das Leben schwer machen, wenn etwas nicht stimmt. Schmerzen bei der Penetration oder während des Geschlechtsverkehrs, Schmerzen nach dem Geschlechtsverkehr oder sogar Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu erreichen, sind Anzeichen, die uns aufhorchen lassen und uns fragen lassen sollten: "Was ist los?”. Alle diese Symptome fallen unter den Begriff der so genannten sexuellen Funktionsstörungen, und in diesem Artikel werden wir uns mit sexuellen Funktionsstörungen im Zusammenhang mit der Gesundheit des Beckenbodens befassen.
- Sexuelle Funktionsstörungen und Inzidenz
- Rolle des Beckenbodens
- Hypertonus und Hypotonus des Beckenbodens
- Behandlungen
Sexuelle Störungen und Inzidenz
Die Häufigkeit von sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen nimmt mit dem Alter der Patientinnen zu und liegt schätzungsweise zwischen 20 % und 43 % im fruchtbaren Alter und 48 % in der Zeit nach der Menopause.
Beckenbodenstörungen gehören zu den wichtigsten Mitverursachern sexueller Dysfunktion bei Frauen und werden unterteilt in:
- Luststörungen
- Erregungsstörungen
- Orgasmusstörungen
- Erkrankungen, die durch Schmerzen gekennzeichnet sind.
Die Rolle des Beckenbodens
Die Rolle des weiblichen Beckenbodens ist für die Sexualität der Frau von grundlegender Bedeutung: Der Muskel Levator ani moduliert die vaginale Aufnahmefähigkeit und Empfindlichkeit sowie die koitale Kompetenz; sie trägt zum körperlichen Vergnügen und zur orgasmischen Reaktion der Muskeln bei.
Beckenbodenstörungen können indirekt zu Veränderungen der Erregung führen und durch negative Feedbacks die körperliche und emotionale Befriedigung und das sexuelle Verlangen beeinträchtigen, wodurch die gesamte sexuelle Reaktion der Frau gestört wird, insbesondere wenn koitale Schmerzen als störender Faktor auftreten.
Hypertonus und Hypotonus des Beckenbodens
Eine Überaktivität des Beckenbodens wird mit sexuellen Störungen in Verbindung gebracht, die durch Schmerzen gekennzeichnet sind: definiert als Dyspareunie (Schmerzen im Genitalbereich während der vaginalen Penetration beim Geschlechtsverkehr) und Vaginismus (antizipatorische Kontraktion der Beckenmuskulatur beim bloßen Versuch der Penetration mit dem Penis, einem Finger oder einem Gegenstand, obwohl die Frau dies wünscht).
Der Hypertonus der Beckenbodenmuskulatur selbst kann zu Myalgien (Muskelschmerzen) führen.
Eine Hypoaktivität des Beckenbodens kann auch zu sexuellen Störungen führen, da sie die Empfindsamkeit und das Vergnügen der Frau (und des Partners) beim Geschlechtsverkehr verringert.
Die Behandlungen
Der Physiotherapeut kann diagnostizieren und behandeln:
- Hyperaktivität/Hypertonus des Beckenbodens;
- Schmerzpunkte auf muskulärer Ebene (sogenannte Triggerpunkte);
- Haltungsprobleme im Zusammenhang mit chronischen Beckenschmerzen, Dyspareunie, Vaginismus;
- Beckenboden-Hypoaktivität/Hypotonie.
Eine gute Beurteilung des Beckenbodens ist unerlässlich, um all diese Aspekte zu erfassen und einen gezielten Behandlungsplan zu erstellen.
Die Arbeitsmittel des Physiotherapeuten sind manuelle Techniken und Dehnungen der Beckenbodenmuskulatur, Entspannungs- und Bewusstseinsübungen sowie Übungen für zu Hause.
Auch hier sind der Einsatz von Hilfsmitteln wie Toys oder Dilatatoren, die Vermittlung von Verhaltens- und Intimhygienestrategien und die Einbeziehung des Partners in den Rehabilitationsprozess wichtige Faktoren für den Erfolg.
Die weibliche Sexualität ist ein multifaktorielles Phänomen, das sich aus biologischen und psychosexuellen Faktoren zusammensetzt und mit dem sozialen und partnerschaftlichen Leben der Frau verknüpft ist: Deshalb betonen wir die Bedeutung der Teamarbeit, an der der Allgemeinmediziner und/oder Facharzt, der Physiotherapeut*, der Experte* für die Beckenbodenrehabilitation, der Psychologe* und/oder Psychosexologe* maßgeblich beteiligt sind.