Der Harntrackt
Der Harntrakt besteht aus (von oben angefangen): Nieren, Harnleitern, Blase und Harnröhre.
Die Nieren sind wie Filter, die das Blut reinigen, welches durch sie hindurchfließt. Im Grunde genommen agieren die Nieren wie ein Sieb, das die größeren Bestandteile (wie die roten Blutkörperchen und Proteine) zurückhält und die kleineren Teile, wie überschüssige Flüssigkeiten und Salze sowie zugeführte giftige Substanzen und Stoffwechselabfälle, durchlässt.
Die Nieren verwandeln die Abfälle unseres Körpers in Urin, der in die Harnleiter abgegeben wird, also in die beiden Kanäle, die die Nieren mit der Blase verbinden (einer kommt von der linke Niere und einer von der rechten).
Der Urin wird dann in der Blase gesammelt. Sobald sie voll ist, wird der Urin durch die Harnröhre nach außen transportiert. Bei Frauen hat die Harnröhre eine Länge von etwa 3-4 cm, bei Männern sind es etwa 18-20 cm. Die Harnröhre hat zwei Öffnungen (siehe Abb. 1): die innere (oder obere) Öffnung, welche die Blase mit der Harnröhre verbindet und die äußere (oder untere) Öffnung, die in die Vulva mündet (bzw. in die Eichel beim Mann).
Die Vulva ist der äußere Teil der weiblichen Geschlechtsorgane und besteht aus: Damm, große und kleine Schamlippen, Klitoris, Venushügel, Vaginalöffnung, Harnröhrenöffnung und Vaginalvorhof.
Wo befindet sich die Blase?
Die Blase befindet sich in der Beckenhöhle. Oberhalb ihres vorderen Bereiches liegt der Darm. Dieser ist vom Peritoneum umhüllt, einer doppelten Membran, die ihn von den urogenitalen Organen trennt.
Hinter der Blase der Frau befindet sich die Gebärmutter (welche die Blase leicht nach vorne neigt) und weiter unten die Vagina, die parallel zur Harnröhre verläuft. Bei einer retrovertierten Gebärmutter befindet sich diese nicht in der normalen nach vorne geneigten Position (wie in Abb. 3), vielmehr ist sie nach hinten gekippt.
Anatomischer Aufbau der Blase
Die Blase ist ein virtueller Hohlraum: In Abwesenheit von Urin erscheint sie wie ein entleerter Luftballon. Ihre Form variiert daher je nach Füllung und der Größe der angrenzenden Organe (Darm, Rektum, Vagina, Gebärmutter, Darm). Je voluminöser diese sind (aufgrund von Verstopfung, Schwangerschaft, prämenstrueller Phase, Entzündungen, Muskelverspannungen usw.), desto weniger Platz hat die Blase, um sich auszudehnen.
Der obere Teil der Blase wird als Blasenkörper bezeichnet, der hintere Teil als Boden (oder Basis). Auf dem Boden befindet sich das Blasendreieck (Trigonum), also der dreieckige Bereich zwischen den beiden unteren Harnleiteröffnungen (die etwas unterhalb der Mitte der hinteren Wand in die Blase münden) und der inneren Harnröhrenöffnung im untersten Teil der Blase (Abb. 1).
Das Blasendreieck, die Harnröhre und die Vagina haben dieselbe embryonale Herkunft und bestehen daher aus demselben Gewebetyp (dem Plattenepithel). Folglich sind das Blasendreieck, die Harnröhre und die Vagina von den Schwankungen der Sexualhormone beeinflussbar.
Aufbau des Blasengewebes (Histologie)
Mit Ausnahme des Blasendreiecks besteht die Blasenwand aus einem Gewebe, das als mehrschichtig bezeichnet wird, d.h. es besteht aus mehreren Schichten, von denen jede ihre eigene Funktion hat:
- Urothel (oder Übergangsepithel). Das ist die innerste Schicht, die direkt mit dem Urin in Kontakt steht. Wenn die Blase leer ist, besteht das Urothel aus zahlreichen Falten, die sich ausdehnen, während die Blase sich mit Urin füllt. Das Urothel besteht aus mehreren Zellschichten. Die Anzahl der Schichten variiert je nach Abschnitt, den sie auskleiden: von den Nierenkelchen bis zur Blase sind es 6-9 Schichten, während in der Harnröhre wesentlich weniger vorhanden sind. Im Bereich der Blase variiert die Anzahl der Schichten je nachdem, wie voll die Blase ist: je mehr sie sich füllt, desto mehr gleiten die Schichten übereinander und verringern die Dicke des Epithels zugunsten einer Vergrößerung der Oberfläche. Wenn die Blase leer ist, können die Zellschichten bis zu 7 betragen, während sie bei voller Blase auf 2-3 abnehmen und die Blasenwand erheblich verdünnen. Die oberflächlichsten Zellen (diejenigen, die mit dem Urin in Kontakt stehen, genannt „Deckzellen“ wegen ihrer abgeflachten Form) sind die ältesten. Während sie degenerieren, lösen sie sich ab (Abstoßungszellen), um Platz für neue Zellen zu schaffen, was zu einer kontinuierlichen Erneuerung der Blasenwand führt. Daher werden die Urothelzellen auch “übergangsfähig” genannt.
Auf den Zellen des Epithels sind GAGs (Glykosaminoglykane) vorhanden, die das Urothel wasserundurchlässig machen. Diese Undurchlässigkeit verhindert nicht nur, dass Urin von den Blutgefäßen resorbiert und wieder in den Blutkreislauf abgegeben wird, sondern schützt auch die darunter liegenden Zellschichten (die empfindlicher, unreifer und sensibler sind) vor der aggressiven Harnsäure, Bakterien und reizenden Substanzen im Urin.
- Lamina propria (oder Basalmembran). Unter dem Urothel befindet sich eine Schicht, die reich an Nervenenden, Blutgefäßen und Lymphgefäßen ist. Sie liefern Empfindungen, Nährstoffe und Sauerstoff an die gesamte Blase. Vor kurzem wurde nachgewiesen, dass auch im Epithel Nervenenden vorhanden sind.
- Detrusor. Die äußerste Schicht der Blase ist die muskuläre Schicht, die für die Blasenkontraktion während der Miktion verantwortlich ist.
Quellenverzeichnis
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- “Anatomia umana” G. Goglia, Piccin 1999, pagg 498/504
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